Getriebe Wechsel



om6xx



Vorweg: Die Getriebe mit langsamer und schneller Übersetzung sind äußerlich absolut identisch. Nur die 4 Gang Getriebe
sind kürzer und man würde bei einem Umbau von 4 auf 5 Gang Getriebe eine andere Kardanwelle benötigen.
Die Kupplungsglocken sind beim OM 617 anders als beim OM 601/602 da der Starter auf der anderen Seite des Motors sitzt,
diese lassen sich jedoch 1:1 tauschen. Es müssen lediglich 8 Schrauben gelöst werden, die auf der Innenseite der Kupplungsglocke
in das Getriebe geschraubt sind. Schlüsselweite sollte 17 sein. Achtung, wenn das Getriebe liegt tritt dabei Öl aus, sollte sich
noch Öl im Getriebe befinden.
Der Schaltdom inclusive den Betätigungsstangen sowie den Betätigungshebeln aus Aluguß lassen sich ebenfalls 1:1 tauschen,
dies sollte passieren bevor das Getriebe eingebaut wird. Nach dem Tausch muß das Schaltgestänge eingestellt werden. Dazu später mehr.

Angefangen habe ich normalerweise mit dem abklemmen der Starterbatterie, da auch die Befestigungsschrauben des Starters demontiert
werden müssen und es überhaupt nicht witzig ist wenn der frei hängende Anlasser unter dem Auto kurzgeschlossen wird... Das kann heftig weh
tun wie ein befreundeter Schrauber schon feststellen durfte.
Wenn man dann schon oben im Auto ist kann der Schalthebel in den 2. Gang possitioniert und dann auch schon abgeschraubt werden.
Es handelt sich dabei um eine Klemmung mit einer Schraube ( SW 13 ) an dem Stummel auf dem Schaltdom. Der 2.Gang nur aus dem Grund das
der Stummel der am Schaltdom verbleibt dann am besten durch die Öffnung im Fahrzeugboden paßt.

Danach wird unter dem Auto die Traverse entfernt die das hintere Ende des Getriebes abfängt, man kann vorher die hintere
Kante der Motorölwanne mit einem Wagenheber und einer möglichst großen Holzunterlage abstützen da das hintere Getrieblager gleichzeitig
auch die hintere Motorabstützung darstellt. Den Wagenheber bitte nicht direkt an der Ölwanne ansetzen, sie ist extrem dünn .

Die Getriebetraverse ist mit 4 Schrauben ( SW 17 ) am Fahrzeugrahmen verschraubt und der Silentbock der das Getriebelager
darstellt mit einer Schraube durch eine Nase am hinteren Ende des Getriebes. Wird der Motor nicht abgestützt sacken Motor und Getriebe
beim lösen der 4 Rahmenseitigen Schrauben deutlich ab. Das stellt aber kein Problem dar und ist zum lösen der Kupplungsglocke sogar
nötig da die oberen Schrauben sehr schlecht zu erreichen sind. Hat man mit dem Wagenheber gearbeitet kann man dieses absacken nach dem
lösen der Traverse und deutlich gefühlvoller gestalten...

Ist die Traverse entfernt kommt man auch wesentlich besser an die Schrauben der Kardanwelle am Getriebe, diese wird als nächstes
entfernt und die Kardanwelle mittels Kabelbindern etc. bei Seite gehängt.
Dann wird der Nehmerzylinder der Kupplung abgebaut ( 2x SW 13 ), dieser kann an der Leitung hängen bleiben oder mit Kabelbindern
hochgebunden werden.

Danach kann der Antrieb der Tachwelle entfernt werden, es handelt sich um eine Überwurfmutter ( SW 27? ) die gelöst werden muß,
danach kann die Tachowelle einfach abgezogen und später 1:1 wieder an das neue Getriebe gebaut werden. Beim Allrad Bremer befindet sich
die Tachowelle am VTG und ist hier entsprechend zu streichen. Dann kann der Stecker des Rückfahrscheinwerfers abgezogen werden, hier gibt
es eventuell verschiedene Ausführungen, das muß im konkreten Fall verglichen werden.

Je nach Verlegung der Auspuffanlage muß diese Teilweise entfernt werden falls sie das nach hinten ziehen und herausnehmen des Getriebes
behindern sollte.
Hier macht es Sinn lieber im Vorfeld etwas mehr abzuschrauben als dann bei Aus und Einbau des Getriebes keine Bewegungsfreiheit zu haben.

Jetzt können die Schrauben der Kupplungsglocke Richtung Motor ( SW 17 ) gelöst werden, die oberen 3 sind schlecht zu sehen und zu erreichen,
also genau nachsehen. Es macht Sinn mehrere Verlägerungen für die Ratsche da zu haben. 2 der unteren Schrauben werden nur ein wenig gelöst und
verbleiben zum sichern des Getrieben erstmal an ihrem Platz. Zwei dieser Schrauben halten auch den schon genannten Starter der nur ein wenig nach
vorne geschoben wird und ansonsten eigentlich an seinem Platz bleiben kann. Jetzt ist der Moment sich einen 2ten Mann zum ablassen des Getriebes
zu organisieren. Dieser steht oben zwischen den Sitzen und hält das Getriebe an einem Gurt der unten um das Getriebe gelegt wird. Man kann das sicher
auch alleine machen, der 2te Mann ist aber wirklich angenehmer.

Dann werden die letzten beiden Schrauben an der Kupplungglocke entfernt und das Getriebe mit deutlichen Wackelbewegungen nach hinten gezogen.
Das Getriebe dabei immer mit beiden Händen sichern, manchmal kommt das scheller als erwartet....

Jetzt einfach die Kupplungsglocke inclusive Ausrücklager und Ausrückhebel vom alten an das neue Getriebe umschrauben
( siehe oben...) Drehmomente müßten sich im Werkstattbuch finden. Das Ausrücklager wird an seiner Lauffläche auf der Getriebeeingangswelle
gefettet, das Lager an sich ist nicht abschmierbar. An die Kontaktflächen zwischen Ausrücklager und Ausrückgabel kommt ein wenig
Kupferpaste oder im Zweifel ein bißchen Fett, das vermeidet Geräusche und reduziert den Verschleiß. Falls das Ausrücklager erneuert
werden soll findet sich darauf eine Teilenummer, unbedingt wieder den gleichen Typ verwenden. Es gibt verschiedene Ausrücklager und
Ausrückgabeln die nicht alle zueinander passen. Auch wenns weh tut würde ich das nach Teilenummer oder nach Fahrgestellnummer bei Benz
kaufen, da sich nicht klar nach Baureihe oder Baujahr sagen läßt was verbaut ist.

Dann den Schaltdom der mit 4 Schrauben oben auf dem Getriebe sitzt inclusive der Stangen und Hebel vom alten Getriebe abbauen,
die Aluguß-Hebel sind mittels M 6 Schrauben auf den verzahnten Wellen des Getriebes geklemmt. Die Schrauben entfernen und dann die Hebel
von der Welle abziehen. Falls nötig hier mit einem Schraubendreher oder Montiereisen nachhelfen. Akribische Teilnehmer wechsel jetzt
die Dichtringe an den Wellen der Schaltbetätigung am Getriebe und die Gummiringe die zwischen den Betätigunsstangen und den Gußhebeln sitzen.

Der Schaltdom wird als erstes am neuen Getriebe verschraubt, dabei auf das vorhandensein der Gummibuchsen und Unterlegscheiben achten.
Dann wird das Getriebe auf neutral geschaltet und die Schalthebel auf die verzahnten Wellen des Getriebes gesteckt und verschraubt.
Danach muß das Gestänge auf gute Schaltbarkeit geprüft und eventuell neu eingestellt werden. Das Einstellen ist im
Werkstattbuch des Mercedes G ziemlich gut beschrieben, deshalb hier nur kurz: Schalthebel auf neutral, Schaltgestänge montiert.
An der Unterseite des Schaltdoms sitzen kurze Hebel die das eigentlich Gestänge betätigen, diese haben jeweils eine Bohrung quer,
das Gehäuse des Schaltdoms hat diese Bohrung in Flucht liegend ebenso. Ist das Getriebe auf neutral geschaltet müssen die Bohrung 100 %
in einer Flucht stehen, Ich habe immer eine Anreißnadel oder eine ander Stahlstange mit passendem Durchmesser durch diese Bohrungen
gesteck um das zu prüfen. Falls die Einstellung geändert werden muß, geschieht dies mit den beiden Muttern an den Schaltgestängen die
sich direkt unterhalb des Schaltdoms befinden.

Der Schalthebel muß sich absolut einwandfrei nach rechts und links bewegen lassen und die Gänge müssen sich ebenfalls
sauber einlegen lassen, hier ist ein bißchen Geduld gefragt und im Zweifel kann das auch bei montiertem Getriebe nochmal nachgestellt werden.

Jetzt macht es Sinn sich noch mit dem Zustand der Kupplung zu beschäftigen und diese eventuell gleich mit zu tauschen
wenn das ganze Geraffel schonmal abgebaut ist. Das gleiche gilt für das Ausrücklager und das Pilotlager in der Schwungscheibe.
Falls die Kupplung getauscht wird, braucht es zum ausrichten der Reibscheibe einen Zentrierdorn oder eben die Variante Besenstiel...

Beim Einbau des Getriebes würde ich unbedingt wieder den 2ten Mann dazu holen, es kann manchmal einige Zeit dauern
bis die Eingangswelle des Getriebes in die Verzahnung der Kupplung und in das Pilotlager rutscht. Als wieder einen Gurt um das
Getriebe und den 2ten Mann entlasten lassen während man unter dem Auto die Richtung bestimmt. Es sollte wieder der 2te Gang eingelegt
sein damit der Schaltstummel durch die Öffnung im Bodenblech paßt, das kann etwas nervig sein.Das Getriebe darf dabei nicht
verkanten und sollte möglichst ruhig mit kleinen Wackelbewegungen eingeschoben werden da sonst die Reibscheibe der Kupplung
verschoben werden kann und man das Ding gar nicht eingebaut bekommt. Eventuell dabei mal am hintern Getriebeflansch drehen damit
die Verzahungen von Getriebeeingangswelle und Reibscheibe zueinander finden. Sobald es richtig sitzt sofort 2 Schrauben zum sichern
eindrehen, der Rest ist dann nur noch Fleißarbeit in umgekehrter Reihenfolge.

Die Angaben zum vorgeschriebenen Öl variieren leider, manchmal wird Getriebeöl 80W90 angegeben, manchmal ATF.
Ich habe hier auch eine Bedienungsanleitung in der Beides wahlweise angegeben ist. Man kann es sich wohl also aussuchen.
Mit ATF schaltet es sich gerade wenn es kalt ist auf jeden Fall wesentlich angenehmer, aber ich möchte hier nicht wirklich ein Empfehlung abgeben.

Zu den Teilenummern habe ich leider von hier aus keinen Zugriff, das müßte dann also vor Ort geklärt werden.
Es hilft immer das entsprechende Teil und den Fahrzeugschein dabei zu haben, wobei eine abgelesene Teilenummer immer
besser ist als die Fahrgestellnummer.


Welche Unterschiede es da zum OM 617 gibt kann ich aus dem Kopf nicht sagen, aber ich hoffe es hilft.
Für Leute die am OM 601/602 ein Getriebe tauschen sollte das eigentlich eine gute Anleitung sein.


Dank an Thomas W. aus dem Busfreaks Furum.
© by Eicke Mörtz 2013